Der Tag war endlich gekommen! Der große Tag. Der Tag, auf den Julia monatelang hingearbeitet und sich sehnlichst gefreut hatte. Aber gleichzeitig auch der Tag, vor dem sie Angst hatte, den sie am liebsten hinauszögern wollte, aus Sorge, dass etwas schiefgehen könnte. Wie kann ein Mensch zwei so gegensätzliche Gefühle gleichzeitig empfinden? Doch es war möglich... Genau so fühlte sich Aufregung an.
Julia hatte nur noch eine Stunde, bis sie auf die Bühne gehen musste. Sie schaute sich ihre Notizen an.
Sie machte ihre letzten Wiederholungen...
"Okkaay ich muss die Bühne gut nutzen. Schließlich ist sie viel größer als die, an die ich gewohnt bin. Vergiss nicht, den Blickkontakt mit dem Publikum zu halten, Julia. Wenn du das Publikum verlierst, verlierst du die Kontrolle. Ich muss meinen Tonfall gut anpassen – wenn ich immer im gleichen Ton spreche, verliere ich das Publikum wieder. Okay, was war jetzt der Plan? Zwischendurch einen Witz machen, die Atmosphäre auflockern und dann wieder ernst werden… Oh Gott, mein Herz schlägt mir bis zum Hals… Nicht nur auf eine Seite fokussieren, das machst du ständig! Gegensätze sind wichtig…"
...und nun war es so weit, der Moment der Wahrheit war gekommen. Nur noch wenige Sekunden, dann musste sie auf die Bühne treten.
Die Aufregung war auf dem Höhepunkt.
„Okkaay, herzlich willkommen zu unserer Vorführung!“, begann Julia ihre Rede.
Es ist normal, nervös zu sein, wenn man vor einem großen Publikum steht – besonders, wenn man eine Rede hält oder etwas vermittelt. Doch das beste Mittel, um die Aufregung auf der Bühne im Zaum zu halten, ist Authentizität.
Besonders bei den ersten Malen ist die Aufregung noch größer. Und genau dann wird Echtheit umso wichtiger."
Das erste Date...
Das erste Vorstellungsgespräch...
Der erste Vortag...
Der erste Auftritt auf der Bühne...
Die erste Verkostung...
Die erste Präsentation…
Der erste Verkauf...
Die erste Aufgabe...
Wir möchten, dass die Menschen einen guten Eindruck von uns haben. Denn wir möchten gemocht werden, Anerkennung finden, Aufmerksamkeit bekommen...
Egal ob wir auf einer echten Bühne stehen oder eine Rolle in der Bühne unseres Lebens übernehmen, versuchen wir unser Bestes zu geben und die beste Leistung zu zeigen, die wir erbringen können.
Selbst in einer Szene, die uns herausfordert oder vielleicht nicht gefällt, bemühen wir uns, dieselbe Leistung zu erbringen...
Wenn uns jemand kritisiert...
Bei einer Beerdigung...
Vor dem Chef...
Eigentlich in jedem Bereich, um zu zeigen, was für ein guter Mensch wir sind...
Doch was ist, wenn wir alleine sind?
Zeigt der Mensch auch dann die gleiche Sorgfalt?
In Gesellschaft sind wir lebendig und dynamisch – können wir das auch sein, wenn wir allein sind?
In fremder Umgebung sprechen wir höflich und freundlich – reden wir auch mit unseren Liebsten schön und respektvoll?
Vor anderen präsentieren wir uns gut – fühlen wir diese Güte auch wirklich in uns?
Ist in all dem nicht Aufrichtigkeit das Wichtigste?
Sind wir wirklich aufrichtig?
Oder tun wir nur so, als wären wir es?
Wer sind wir eigentlich?
Und warum tun wir, was wir tun?
Wie bewusst leben wir?
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